Gebäudebeschreibung - ftp.strato.de

Konstruktion

Das Vorderhaus wurde in der Regel bis zur Erdgeschoßdecke aufgemauert, um das Dach zusammen mit dem Scheunendach fertigzustellen. Bei einem nur selten tragfähigen Baugrund rammte man früher bis zu 10 m lange Pfähle bis zur tragenden festen Sandschicht in den Boden, auf denen das gesamte Gebäude sicher verankert werden sollte. Für den Scheunenteil wurden je zwei der Hauptständer bereits am Boden mit dem Querbalken zu einem „Gebint" verbunden, die früher mittels Flaschenzug aufgerichtet werden konnte. Die aufgerichteten Gebinte wurden dann mittels der aufgesetzten beiden Längsbalken (plattdeutsch „Rimm" miteinander verbunden. Der Raum zwischen zwei Gebinten, also zwischen vier Ständern, nennt man „Gulf. Der obere Teil des Daches wurde in Reet gedeckt. Im Gulfhaus trennte man Wohn- und Wirtschaftsteil durch eine Brandmauer. Der Außenbau des Gulfhauses war durch schmucklose Mauerwände und Giebel im Gegensatz zum niedersächsischen Fachwerkhaus gekennzeichnet.

Konstruktion des Wohnteiles

Die Grundkonzeption des ostfriesischen Bauemhauses ist bereits über zweieinhalbtausend Jahre alt. Der in Backstein errichtete Wohnteil, entwickelt aus dem mittelalterlichen Wohnturm (Steinhaus), ist als sogenanntes Krüsselwark vom Scheunenteil immer getrennt gewesen. Ursprünglich bestand die eigentliche Wohnung aus zwei Raumteilen, der Kammer mit den Schlaibutzen und der Küche, ebenfalls mit Butzen und Kamin ausgestattet. Während die im Winter bewohnte Küche zum Mittelpunkt des Hauses wurde, kam später eine im Scheunenteil eingeführte Sommerküche mit den Butzen für die Mägde hinzu. Dahinter war die .,Karn", also der Raum für die Buttergewinnung. Die ursprünglich einzige Sanitärstelle, ein Abort, lag wegen des erforderlichen Gefälles am äußersten Giebelende in der Achse der Kuhstände. Man mußte also durch den ganzen Rinderstall gehen, wenn man zum WC wollte. Das Dachgeschoß war immer unbewohnt und fiir die Lagerung der Kornvorräte bestimmt.

Funktion der Scheune

In dem großen Hallenraum nahm das eine Seitenschiff den Rindviehstall und das andere die als Arbeitsplatz zum Dreschen benutzte spätere Durchfahrtsdiele auf. Die Durchfahrtsdiele, die es dem Erntewagen ermöglicht, hinten in den Hof einzufahren und vome wieder hinauszugelangen, macht den ostfriesischen Gulfhof den niedersächsischen Fachwerkhäusern überlegen (bei diesen Häusern muß der Erntewagen rückwärts wieder herausfahren). Die Durchfahrtsdiele bringt die typische Asymmetrie der seitlich versetzten Scheunentore mit sich. Die Ernte wird „erdlastig" zwischen den Ständern in den einzelnen Gulfen gelagert. Das ist praktisch, weil dadurch im waldarmen Ostfriesland dem Gulfhof eine aufwendige, erntetragende Balkenkonstruktion erspart werden konnte, wie sie beim niedersächsischen Fachwerkhaus vorhanden ist. Neben der Durchfahrtsdiele ist der Utkübben. Dort befinden sich Schweine-und Bullenställe. Auch lagert der Torf hier.